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Digitalisierung und Außenwirtschaft – eine Moderation

Die Außenwirtschaft Sachsen-Anhalt trifft sich an ehrwürdigem Ort in der Leopoldina zu Halle/S. Schwerpunktthema diesmal Digitalisierung – schonmal gut. Presse und Fernsehen berichten, z.B. von der Leidensgeschichte eines Unternehmens aus der Altmark). Darüber hinaus ist die Resonanz mit ca. 150 Unternehmen ziemlich gut – offenbar interessiert’s doch ein wenig.

Zunächst bittet der Minister zur Pressekonferenz, sein Thema ist eher „die Rolle der Bedeutung“ – zur Digitalisierung wenig Erhellendes. Die ebenfalls geladene Präsidentin der IHK Halle/Dessau, Carola Schaar, wird da schon sehr viel deutlicher und fordert den schnellen Breitbandausbau.

Die Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau, Carola Schaar, hat einen schnellen Ausbau von Breitbandinternet angemahnt. Sachsen-Anhalt drohe, den Anschluss zu verlieren, sagte Schaar am Montag beim Außenwirtschaftstag in Halle. Die Landesregierung müsse ihre Zusage zur flächendeckenden Versorgung bis 2018 mit mindestens 50-Megabit-Leitungen halten, forderte sie. Aus Sicht von IT-Unternehmer sei diese Bandbreite schon fast zu wenig. (dpa)

Nach den Grußworten folgt eine Podiumsdiskussion. Auf der Bühne Unternehmerinnen und Unternehmen, die im Außenhandel erfolgreich sind: u.a. eine Herstellerin von Spezialfolien, Forschungsdienstleister, ein Importeur von Garten- und Freizeitmöbeln, ein Hersteller von innovativen Transfektionsmittel für Oligonukleotide (was auch immer das ist). Viel Hin und Her zum Thema Außenwirtschaft – leider nichts zum Thema Digitalisierung. Also stelle ich mal die Zuschauerfrage: „Was möchten Sie im nächsten Jahr als Folge eigener Digitalisierungsprojekte anders bzw. besser und effektiver machen als Sie es heute tun?“.

Betroffenes Schweigen – was folgt, ist eher ernüchternd. Hier ein bisschen Webseiten optimieren, da ein bisschen ’neuen Server kaufen‘ – bei der Frage nach der Sicherheit lautet eine Antwort ‚man muss ja die Probleme nicht herbeireden‘. Der Sicherheitsexperte einige Stühle weiter windet sich in Qualen.

Dann das Fachforum. Dankenswerterweise überlässt man die Gestaltung des Themas dem IT Fachverband VITM. Referenten sind folglich vorrangig IT-Unternehmer und solche Unternehmer, die IT intensiv für ihre Außenhandelsaktivitäten nutzen. Leider ist die zur Verfügung gestellte Zeit extrem eng – nur zehn Minuten je Referent (ich bin mir sicher, jeder könnte spannend eine Stunde erzählen). Ich darf moderieren, fühle mich allerdings angesichts des nachfolgenden Experten-Stafette eher wie die „Rennleitung“ mit der Hand an der Stoppuhr. Aber der Reihe nach:

Nach einer Einführung zunächst von mir einige Ausführungen zum Thema ‚Internet-basiertes Marketing‘. Am Beispiel „Ich habe in der letzten Woche eine Projektanfrage aus Kanada erhalten – hätte ich diese voraussehen können?“ wird auf der TELEPORT Website eine Nutzungsanalyse gezeigt. Geografisch zugeordnete Zugriffszahlen und Nutzerflussanalyse werden visualisiert und siehe da – man hätte es erkennen können. Dazu wird gezeigt, wie man die Wirkung einer Messe oder einer Werbekampagne feststellen kann und mit PowerBI (Business Intelligence) bleibt auch die Frage nicht unbeantwortet „der Kunde steht vor der virtuellen Tür – was nun?“.

Überleitung zu Daniel Anderson von 3DLogics – er zeigt, wie man mit handelsüblichen Tablets (ja, die werden tatsächlich im Saal rumgereicht) virtuelle Produkte in einer realen Umgebung darstellen kann. Einfach nachvollziehbares Beispiel: eine Baustelle, auf die man das 3D-Bild (s)eines künftigen Einfamilienhauses projiziert und schon mal schauen kann, wie es hinterher aussieht und ob es gefällt.

Weiter gehts zu Prof. Thomas Leich von METOP, der einige internationale Digitalisierungsprojekte für große deutsche Unternehmen verantwortet hat und ein wenig „aus dem Nähkästchen“ plaudert. Wie läuft das, was kann schiefgehen, worauf muss man achten usw..

In der Praxis macht sich die Firma H&B Omega derzeit auf den Digitalisierungs-Weg – Projektleiter Olaf Thron erklärt, warum und mit welchen Ansprüchen und Zielen.

Der Staffelstab wir übernommen von Andreas Berkau von der CITIM. „3D Drucken statt liefern?“ ist für ihn keine Frage mehr. Als Spezialist für 3D-Druck schafft er Lösungen, die es zum Beispiel der Formel1 ermöglichen, Ersatzteile nicht mehr liefern zu lassen, sondern schlicht zu ‚drucken‘ – ja, das geht auch schon mit Metallteilen!

Schlussendlich noch die Frage nach der Sicherheit – Pierre Tempel von netphase Ltd. zeigt mit einem eindrucksvollen „Live-Hack“ wirklich gruselige Sorglosigkeit bei Computernutzern weltweit und regt zum intensiven Nachdenken an.

Eine zeitlich gedrängter intensiver Gewaltmarsch durch ein Gewitter von fachlichen Anregungen hinterlässt in einem ziemlich vollen Saal eine Mischung aus Begeisterung und Nachdenklichkeit – gern mehr von solchen Veranstaltungen. Ich bedanke mich bei den Experten und Praktikern, die sich nicht zu schade waren, für jeweils konzentrierte zehn Minuten nach Halle zu kommen. Übrigens, einhellige Meinung unter den IT-Spezialisten: wir arbeiten gern für sachsen-anhaltinische Firmen, nur sie müssten beim Thema Digitalisierung mal ‚den Stöpsel ziehen‘, sonst sind die knappen Ressourcen außerhalb von Sachsen-Anhalt verkauft – dort nimmt man sie gern.